Gert Jonke: Der Kopf des Georg Friedrich Händel

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Über das Hörbuch

Gert Jonke – die Entstehung einer Erinnerung
Anfang 2009 entdeckten wir auf der Suche nach neuen Autoren und Texten den österreichischen Schriftsteller Gert Jonke und seine Erzählung Der Kopf des Georg Friedrich Händel für unsere Hörbuchreihe Wort&Musik.
Es erschien uns nahezu zwingend, den Textkomponisten (taz) Jonke, der sich – im wahrsten Sinne – der Musik verschrieben hat, vorzustellen.
Da er als unübertroffener Interpret seiner selbst (taz) galt, lag es nahe, ihn auch als Erzähler seiner Geschichte für unser Hörbuch in Erwägung zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt, Mitte Januar 2009, wussten wir noch nicht, dass Jonke kurz zuvor, am 4. Januar 2009, im Alter von 62 Jahren einer schweren Krankheit erlag, gerade zu jener Zeit, als wir unser Projekt ins Leben riefen.
Vom Tod des Wortmusikers (taz) erfuhren wir erst am 19. Januar durch einen Anruf bei seinem Salzburger Verlag Jung und Jung: An jenem Tag hielt Jochen Jung, Verleger und Freund Jonkes, auf dem Wiener Zentralfriedhof die Trauerrede für Jonke.
Aus dem beabsichtigten Hörbuchprojekt von und mit Gert Jonke wurde also eines zu seinen Ehren.
Er hat mit der Sprache gespielt wie ein Kind mit Seifenblasen, aber es war da keine Luft in den Blasen, da war ein sehr raffiniertes und genaues Denken drinnen, würdigte Elfriede Jelinek, Literaturnobelpreisträgerin 2004, den Verstorbenen.
Nun sahen wir uns vor die Aufgabe gestellt, einen Interpreten zu finden, der Jonkes Erzählkunst gewachsen sein würde:
Ulrich Tukur, der ebenso hochkarätige wie eigenwillige, humorvolle wie kompromisslose Schauspieler und Musiker, ließ sich auf das sprachliche Abenteuer Jonke ein. Und wir ließen uns auf das Abenteuer Tukur ein, in den toskanischen Bergen, einige steinige, steile Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft, wo wir, selbst bei geöffneten Fenstern frei von den üblichen Nebengeräuschen und Störungen der menschlichen Zivilisation, am 5. August 2009 die Sprachaufnahmen zu unserem Hörbuch mit ihm realisierten.
Auch für die Musikeinspielungen suchten wir stimmungsvolle Orte auf: Ein Teil der Orgelaufnahmen entstand eigens für dieses Projekt in der Dresdner Kathedrale, nachts, eingehüllt in die ganz besondere Stille jenes nur spärlich beleuchteten, sakralen Ortes, an der historischen Gottfried-Silbermann-Orgel mit dem Organisten Martin Schmeding, der Händels Musik sensibel und kraftvoll interpretiert.
Die ausdrucksvolle Stimme des Sopranisten Jörg Waschinski wiederum trägt den Hörer, teils a-cappella, teils mit Martin Schmeding an der Orgel, in die Welten von Jonke und Händel. Das Ensemble Concert Royal Köln, das sich auf Musik des 17./18. Jahrhunderts mit dem originalen Instrumentarium der jeweiligen Epochen und Länder spezialisiert hat, spielte für uns Händels Feuerwerks- und Wassermusik ein. Die Uraufführung der Feuerwerksmusik – die vom König erwünschte, jedoch von Händel ungeliebte Fassung für Bläser und Schlagwerk, die wir hier, ein kritisches Auge auf Händel als Geschäftsmann werfend, gewählt haben – lockte seinerzeit immerhin 12000 Londoner in den Hyde Park. Die Wassermusik, die Händel 1717 der Überlieferung nach komponiert hatte, um sich mit seinem Hannoveraner Kurfürsten und späteren König Georg I. von England zu versöhnen, wurde sozusagen zur Popmusik des Barock...
Das Opern-Pasticcio Giove in Argo, am 1. Mai 1739 im King’s Theatre in London uraufgeführt, ist Händels einzige italienische Oper, in der keine Kastraten sondern nur tiefe Männerstimmen mitwirken. Ihr haben wir Ausschnitte aus der Bariton-Arie Affanno tiranno, der Tenor-Arie Semplicetto und Chören entnommen.
In Jonkes Todesjahr, das gleichzeitig das 250. Todesjahr von Georg Friedrich Händel ist, widmen wir diesen beiden bedeutenden Künstlern unsere Hörbuchproduktion, die einen Zusammenklang von Wort und Musik zum Ziel hat, die mehr sein soll als die Summe ihrer Teile, auch im Sinne Jonkes, der 1990 in Die Überschallgeschwindigkeit der Musik schrieb: Es gibt gerade in unserem Jahrhundert genügend Beispiele, dass mit Literatur hervorragend Musik gemacht werden kann.

Details

Erzählung (Jung und Jung-Verlag), ungekürzte Fassung

Mit Musik von Georg Friedrich Händel (1685-1759):

I know that my Redeemer liveth (Arie aus dem Oratorium The Messiah), Verso già l'alma col sangue (Arie des Aci aus der Oper Aci, Galatea e Polifemo) sowie Ausschnitte aus weiteren Händel-Arien mit dem Sopranisten Jörg Waschinski
Ausschnitte aus dem Oratorium Israel in Egypt, der Suite Nr. 7 g-Moll, den Orgelkonzerten F-Dur HWV 292 und 293 sowie dem Choralvorspiel Jesu, meine Freude mit dem Organisten Martin Schmeding an der historischen Gottfried-Silbermann-Orgel (1755) in der Kathedrale Dresden
Ausschnitte aus der Feuerwerks- und Wassermusik (auf historischen Instrumenten) sowie aus der Oper Giove in Argo (Benoît Haller, Tenor – Raimonds Spogis, Bariton – Kammerchor Würzburg), gespielt vom Ensemble Concert Royal, Köln

Ulrich Tukur (Sprecher) - Jörg Waschinski (Sopran) - Martin Schmeding (Orgel) - Concert Royal Köln (Ensemble) u.a.

Wortregie: Mirjam Wiesemann, Ingo Schmidt-Lucas
Recording Producer, Musikregie: Ingo Schmidt-Lucas

Best.Nr.: Cybele SACD AB 006

ISBN: 978-3-937794-07-5

Begleitheft-Sprache: Deutsch (44 Seiten Umfang mit Digipak)

Gefördert von der Kunststiftung NRW

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